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Von Fallenstellern und Liebesschwindlern

Nie hätte ich gedacht, dass ich jemals mit großem Vergnügen ein Buch über Fliegen, Käfer und Schnecken lesen würde. Andererseits konnte ich ja auch nicht damit rechnen, dass eines Tages ein Naturgartenenthusiast Texte schreibt, mit denen er es fertigbringt, nüchternes, biologisches Fachwissen unterhaltsam und humorvoll zu vermitteln. "Von Fallenstellern und Liebesschwindlern" ist kein typisches Gartenbuch, in dem die Pflanzen die Hauptdarsteller sind. Es geht darin um die tierischen Untermieter in unseren Gärten, die hier allerdings nicht als Schädlinge oder Ungeziefer dargestellt werden. Vielmehr lädt uns der Autor zu einer spannenden Begegnung mit allem, was in einem naturnahen Garten kreucht und fleucht. Schleimige Schnirkelschnecken, umtriebige Spitzmäuse oder blattlausvertilgende Florfliegen werden witzig und faktenreich beschrieben, was durch die fröhlichen illustrationen von Karin Bauer noch zusätzlich untermalt wird. In 20 Porträts erfährt der interessierte Leser unter anderem, dass die Lichtausbeute eines Leuchtkäfers (99%) jede Glühbirne (3%) vor Neid erblassen lassen würde und woher die komischen Schaumnester auf den Wiesenblumen kommen.

 

Nachzulesen ist auch, wie der Autor auf seinem 3 qm-Balkon ein Paradies für Wildbienen geschaffen hat oder welche unglaublichen Fortpflanzungsstrategien dem Ölkäfer das Überleben sichern. Überhaupt geht es in diesem Buch sehr viel um Fortpflanzung und mit Ragwurz und Aronstab werden neben der gartenbwohnenden Fauna auch zwei Pflanzen vorgestellt, deren Vermehrung stark von der Zusammenarbeit mit pollensammelnden oder eiablegenden Insekten abhängt. Ein weiteres Thema sind Ernährungs- und Beutefangstrategien und die Vielfalt der vorgestellten Arten. Die trockenen Zahlen und Fakten zu den Protagonisten fehlen natürlich nicht. Man wird aber nicht sofort damit konfrontiert, da sie geschickt in Fußnoten verpackt sind. Dadurch sind die Texte ausgesprochen vergnüglich und flüssig zu lesen und jene, die mehr wissen wollen, dürfen am Ende eines jeden Kapitels die fachlichen Anmerkungen nachlesen.

 

Jetzt könnte man meinen, dass solche heiteren Tiergeschichten gut für Kinder geeignet sind, aber die Texte sind manchmal nicht ganz jugendfrei und der oft sehr ironische Unterton richtet sich doch eher an Erwachsene. Dennoch ist es ein Lesetipp für Umweltpädagogen, die ja bekanntlich das Motto: "Man schützt nur, was man kennt" vertreten. Nach dieser Lektüre kennt man seine tierischen Mitbewohner so gut, dass man sie nicht mehr missen will und sogar anfängt, ihnen Nistmöglichkeiten anzubieten oder ihre Lieblingsfutterpflanzen anzubauen.

 

Ein Plädoyer für die Vielfalt in naturnahen Gärten, lustige und lehrreiche Geschichten zum Auffrischen der Artenkenntnisse und Erkennen von biologischen Zusammenhängen. Die komischen und ausdrucksstarken Zeichnungen passen perfekt zum humorvollen Schreibstil des Buches.

 

Von Fallenstellern und Liebesschwindlern

Begegnungen im Naturgarten

Werner David

Pala-Verlag 2009

Gebundene Ausgabe

180 Seiten, EUR 14,00

Format 22 x 14 cm

ISBN: 978-3895662676

In gekürzter Form erschien dieser Buchtipp in der Ausgabe Frühjahr/Sommer 2010 des Gartenkulturführers. Dazu gab es in der Rubrik "Gartenmenschen aus der Region" ein Porträt über den Autor Werner David.

 

Mehr über den vielseitigen Naturgärtner unter: www.naturgartenfreunde.de