Naturkinder

Für Kinder ist es heute nicht mehr selbstverständlich, dass sie regelmäßig Zeit in der Natur verbringen dürfen. Die Generationen vor ihnen hatten oft gar keine anderen Spielplätze zur Verfügung, als Wald oder Wiese. Mittlerweile scheint es eher unüblich, Straßenränder, Bäche und Flüsse zu erkunden oder durch den Wald zu streifen. Somit ist es schon ein Gewinn, wenn die Natur überhaupt wieder als Erfahrungsraum erkannt wird. Nachhaltige Naturerlebnisse entstehen aber oft erst, wenn wir unsere Entdeckungen und Fundstücke von draußen mit in den Alltag nehmen.

Sehr gut gelingt das mit kleinen Bastelarbeiten aus Naturmaterialien, aber auch mit Spielen, die der Tier- oder Pflanzenwelt abgeschaut werden. Wir können Gesundheitshelfer wie Spitzwegerichhonig, Lippenbalsam oder Ringelblumensalbe selbst herstellen, praktische Gegenstände wie Bilderrahmen aus Schwemmholz bauen oder die Schönheit von Kieselsteinen in einem Mobile zur Geltung bringen. Dieses Buch ist ein Fundus für Anregungen, zum Gestalten mit den Gaben der Natur. 

Die Palette reicht von Basics wie selbstgemachter Knete, Kleber oder Fingerfarben bis hin zu einfacher Floristik und Landart, also Kunstwerken in und mit der Natur. Sehr schön finde ich, dass ein Kapitel den Neugeborenen gewidmet ist und Einfälle für handgemachte Baby-Geschenke wie Dinkelkissen oder Bäuchleinöl bereit hält. Man findet keine komplizierten Anleitungen oder spektakuläre Aktionen in diesem Buch. Alles wirkt erprobt und für Kinder geeignet, viele Projekte lassen sich auch gut in der Gruppe umsetzen. Einige Rezepte sind hinreichend bekannt. Alte Kinderspiele wie "Hahn oder Henne?" treffen auf kulinarische Genüsse wie Holunderküchlein oder eine traditionelle Gründonnerstagssuppe. Beim Durchblättern taucht immer wieder die Frage auf, warum man so lustige Sachen wie Knallerbsen werfen schon so lange nicht mehr gemacht hat oder wann man eigentlich zuletzt barfuß gelaufen ist. Es sieht nämlich alles nach minimalem Aufwand bei maximalem Vergnügen aus. Die Texte sind sehr knapp gehalten, trotzdem fehlen darin keine wichtigen Hinweise, und sie lassen viel Raum für eigene Interpretationen.

Die Bilder stammen durchweg von der Autorin, was aber in dem Fall keine kostengünstige Notlösung war, sondern zum gesamtkunstwerklichen Erscheinungsbild des Buches entschieden beiträgt. Caroline Hosmann ist nämlich auch hier vom Fach. Sie hat dieses Werk komplett selbst gestaltet und vermutlich erscheint es genau deshalb so stimmig. Die wunderschönen Bilder passen perfekt zu den Anleitungen und sie spiegeln den Zauber wieder, den diese einfachen Ideen verbreiten.

Eine wunderbare Ideen-Sammlung für umweltpädagogische Aktionen, Spiele und Basteleien mit Naturmaterialien sowie kulinarischen und kosmetischen Pflanzengenuss. Die professionellen Bilder sind so vielsagend, dass man eigentlich gar nicht darin lesen müsste. Dennoch sollte man sich die anregenden Texte keinesfalls entgehen lassen.