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Zen-Gärten

Fernöstliche Gartenkultur erscheint uns fremdartig und faszinierend zugleich. Obwohl asiatische Gärten ganz anderen Gestaltungskriterien folgen, als wir es aus unserer Gartentradition kennen, üben sie auf uns eine geheimnisvolle Faszination aus. So kommt es, dass asiatisch anmutende Gärten auf allen Kontinenten zu finden sind - sowohl als öffentliche Parks als auch auf privatem Gelände. Dabei bemühen sich die Besitzer, die Gärten möglichst originalgetreu zu gestalten, oft mit fachlicher Beratung und Planung durch namhafte Experten. Einige dieser beeindruckenden Anlagen sind in dem Buch Zen-Gärten porträtiert. Das inspirierende Werk informiert über die Grundlagen fernöstlicher Gartengestaltung und beschreibt die oft symbolhafte Bedeutung zentraler Elemente wie Steine und Felsen, Wasser und Pflanzen. Schmuckelemente, Laternen, Statuen oder Bauwerke wie Teehäuser und Tore werden in typischen Gartensituationen gezeigt.

 

Die Autorin beginnt mit einem geschichtlichen Abriss chinesischer und japanischer Gartenkunst. Die wichtigsten Gartenstile werden näher erklärt. Der Teegarten mit dem zeremoniellen Teeweg, Zen-Gärten, die eher betrachtet als betreten werden sollten oder die sogenannten Hofgärten, in denen die tiefe Symbolik asiatischer Gartenkultur sogar auf kleinstem Raum funktioniert. Dazwischen finden sich immer wieder Hinweise auf Gestaltungsprinzipien wie die Kunst der Reduktion oder die Harmonielehre Feng Shui. Zwischen den Kapiteln über wichtige Stilelemente gibt es immer wieder Porträts von asiatischen Gärten und in dieser Zusammenstellung liegt der Reiz der Buches. Die vorgestellten Gärten befinden sich nämlich allesamt in Deutschland (größtenteils in Bayern) und damit wird klar, dass diese Art von Gartengestaltung auch hierzulande gut umsetzbar ist - eine umsichtige Planung vorausgesetzt.

 

Spannend zu lesen sind die unterschiedlichen Beweggründe der Gartenbesitzer. Ein Beispiel gibt Günter Heymann, der über seine Faszination für die Koikarpfen und den daraus resultierenden Japanreisen zur japanischen Gartengestaltung kam. Interessant ist auch, wie sich der bei Würzburg gelegene Benediktushof, vom ehemaligen Benediktinerkloster zu einem Zentrum west-östlicher Spiritualität gewandelt hat. Dort gibt es einen japanischen Garten mit entsprechenden Steinsetzungen, aber die passenden Steine für die Zeremonie wurden in einem nahe gelegenen Steinbruch gefunden. Die Kunst, einen exotischen Gartenstil mit den örtlichen Gegebenheiten zu verbinden ist wohl die größte Herausforderung bei der Gestaltung eines fernöstlich anmutenden Gartens in einem westlichen Land. In allen porträtierten Gärten ist dies wunderbar gelungen und es ist sehr aufschlussreich, zu lesen, wie durchdacht dabei vorgegangen wurde.

 

Ein Garten, der meditative Ruhe ausstrahlen soll, benötigt Erbauer mit ähnlichen Eigenschaften und kann nicht in kürzester Zeit aus dem Boden gestampft werden, soviel ist nach der Lektüre und dem Betrachten der eindrucksvollen Bilder klar. Die Fotografin Evi Pelzer hat die wunderbaren Fotos für den opulenten Bildband beigesteuert. Dabei hat sie nicht nur die schönsten hierzulande angelegten Fernost-Gärten abgelichtet, sondern auch für jeden Garten jeweils den perfekten Zeitpunkt abgepasst. Üppig blühende Rhododendren, perfekt getrimmte Formschnittgehölze oder die prachtvolle Herbstfärbung der japanischen Ahorne sind Glanzpunkte in den kunstvoll komponierten, großformatigen Bildern. 

 

Wunderschöner Fotoband mit stimmungsvollen und aussagekräftigen Bildern von nach fernöstlichem Vorbild angelegten Gärten in Deutschland. Eine stimmige Kombination aus Gestaltungstipps und Gartenporträts und vor allem ein Augenschmaus.

 


Zen-Gärten

Philosophie, Inspiration, Meditation Susanne Wannags, Evi Pelzer

BLV 2013

 

Gebundene Ausgabe

144 Seiten

EUR 49,99 

Format 30,6 x 32,7 cm

ISBN-10: 3835411926

ISBN-13: 978-3835411920 

In gekürzter Form erschien dieser Buchtipp in der Ausgabe 2015 des Gartenkulturführers. Dort gibt es außerdem noch zwei Reisetipps zu besuchbaren Gärten, die im Buch vorgestellt werden: der Japanische Garten im Botanischen Garten Augsburg und der Nepal-Himalaya-Park bei Regensburg.

 

Mehr von der Fotografin Evi Pelzer unter: www.evi-pelzer.de