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Frühling in Potsdam und Berlin

Letztes Wochenende war ich aus privatem Anlass spontan in Berlin und den Samstag konnte ich für Gartenbesuche nutzen. Mein Startpunkt lag am südwestlichen Stadtrand und ich wollte lange Fahrtwege vermeiden, deshalb habe ich mir die Strecke Potsdam-Wannsee-Dahlem vorgenommen, auf der sich so viele spannende Gartenziele befinden, dass ein Tag dafür eigentlich zu kurz ist. Los ging es am Karl-Foerster-Garten in Postdam-Bornim. Pünktlich um 9 Uhr war ich die erste Besucherin und konnte das beliebte Ausflugsziel noch in aller Ruhe genießen. Das frühere Wohnhaus des Staudenzüchters Karl Foerster und der umliegende Garten werden von einer Stiftung betreut und sind frei zugänglich. Das denkmalgeschützte Ensemble war bereits in Frühlingsstimmung. Bergenien, Wolfsmilch und viele Zwiebelblumen zeigten erste Blüten, dazu Gehölze wie der duftende Viburnum carlesii 'Aurora' und die obligatorischen Forsythien. Viele Pflanzen, darunter einige Eigenzüchtungen Foersters, kann man in der nebenan gelegenen Gärtnerei Foerster Stauden käuflich erwerben.

Das Wetter zeigte sich von der winterlichen Seite und so war ich nach dem ersten Gartenbesuch schon leicht durchgefroren. Deshalb entschied ich mich spontan für einen Besuch in der Biosphäre in Potsdam. In der Tropenhalle wuchert eine Dschungellandschaft mit 20.000 Pflanzen und vielen Tierarten. Hier lief unter anderem die Ausstellung "Wunderwesen Schmetterling" aber vor allem war es schön warm :)

Weitere Gartenziele in Potsdam (welche ich leider diesmal nicht besuchen konnte) sind der direkt an die Biosphäre grenzende Volkspark sowie die Freundschaftsinsel in der Innenstadt. Außerdem gibt es im Stadtgebiet ganze 17 Schlösser, Paläste und Prunkbauten, jeweils mit dazugehörigen Parks und Gärten - mehr dazu hier.

Historischer Gartengenuss am Wannsee

Die Mittagszeit verbrachte ich am Wannsee. In der Liebermann-Villa konnte ich sogar spontan an einer Führung teilnehmen, welche überwiegend im Garten stattfand. Der Impressionist Max Liebermann (1847-1935) ließ sich die Villa um 1909 als Sommerhaus bauen. Der 7000 qm großen Garten war so angelegt, dass Liebermann hier zahlreiche Motive für seine Gemälde fand. Bei der denkmalgerechten Renovierung des Anwesens wurde der ursprüngliche Garten nach alten Plänen und Abbildungen wieder hergestellt.

Die Liebermann-Villa ist Bestandteil der Colonie Alsen. Die repräsentative Villenkolonie wurde 1863 gegründet und war zur damaligen Zeit ein exklusiver Sommerwohnsitz des Berliner Großbürgertums. Der langsame Niedergang der Kolonie begann mit der Inflation nach dem Ersten Weltkrieg und der Vertreibung jüdischer Bewohner ab den 1930er Jahren, der auch die Familie Liebermann zum Opfer fiel. Schäden und Plünderungen nach dem Zweiten Weltkrieg taten ein Übriges. Heute sind nur noch wenige Häuser erhalten.

Haus der Wannsee-Konferenz
Haus der Wannsee-Konferenz

Nur einen Steinwurf von der Liebermann-Villa entfernt befindet sich das Haus der Wannsee-Konferenz. Die dunkle Geschichte der ehemaligen Fabrikantenvilla, welche von 1941 bis 1945 von der SS als Gäste- und Tagungshaus genutzt wurde, ist dort in einer ständigen Ausstellung dokumentiert, die täglich von 10-18 Uhr kostenfrei besucht werden kann. Zur Gedenkstätte gehört auch ein großer Park mit altem Baumbestand und Zugang zum Seeufer, der während der Öffnungszeiten frei zugänglich ist.

Noch mehr Botanik

Das Café in der Königlichen Gartenakademie
Das Café in der Königlichen Gartenakademie

Mein nächstes Ziel war die Königliche Gartenakademie in Dahlem. Hier gibt alles, was man für einen gelungenen Start in die Gartensaison benötigt. Vom erlesenen Pflanzenangebot über hochwertige Werkzeuge und Accessoires bis hin zur individuellen Gartenplanung. Die historischen Glashäuser beherbergen außerdem eine Gartenschule, wechselnde Ausstellungen sowie ein Café. Verständlicherweise war es dort ziemlich überfüllt, deshalb habe ich das Café Victoria im Botanischen Garten vorgezogen, der sich direkt gegenüber befindet. Im dazugehörigen Botanischen Museum gab es die  Ausstellung "Geliebt, gegossen, vergessen: Phänomen Zimmerpflanze", welche dort noch bis zum 29.06.19 zu sehen ist.

(Bilder aus dem Botanischen Garten kann ich leider nicht zeigen, da hier die Regelung für Fotogenehmigungen auch für private Webseiten und redaktionelle Berichterstattung gilt.)

Offene Gärten Berlin-Brandenburg

Das war sehr viel Programm für einen Tag und eine spannende Mischung - auch ohne private Gärten. Diese könnte man in eine Berlin-Tour aber durchaus einbauen, beispielsweise mit den Offenen Gärten Berlin-Brandenburg, welche für 2019 ganze 105 Adressen in ihrem Programmheft versammelt haben. Dazu gibt es mehrere Termine, an denen jeweils mehrere (aber nicht immer alle) der teilnehmenden Anlagen für Besucher geöffnet sind. Neben privaten Hausgärten sind hier auch Parks und Schaugärten, Künstlergärten oder Gemeinschafts- und Kleingärten wie die Naturnahen Gärten Niederheideweg vertreten.

Zum Weiterlesen

Über alle Gärten, die ich besucht habe, gibt es diverse Publikationen. Hier ein paar Empfehlungen: Den Karl-Foerster-Garten (Ulmer 2018) behandelt das gleichnamige Buch von Norbert Kühn mit Fotos von Ferdinand Graf von Luckner in Kurzform. Für ausführlicher Interessierte ist die Biografie von Carsten Mehliß Karl Foerster - Seine Blumen, seine Gärten (Ulmer 2012) ein guter Tipp. Im Buch Max Liebermanns Garten am Wannsee (Nicolai 2013) ist selbiger ausführlich beschrieben mit vielen Abbildungen von Liebermanns Gemälden, von denen über 200 in diesem Garten entstanden sind. Viele weitere Gartenziele in der Hauptstadt sind in Berlin - Der grüne Stadtausflug (via reise 2017) zu finden.